Der BVSW stellt mithilfe seiner Mitglieder verschiedene Aufgaben in der Unternehmenssicherung vor. Verbandsmitglied Marco Skolik von der Roche Diagnostics GmbH spricht über den Veranstaltungsschutz als Teil der Unternehmenssicherheit.
BVSW: Herr Skolik, welche Aufgaben fallen in den Verantwortungsbereich Ihrer Abteilung?
Marco Skolik: Ziel der Site Security ist es, Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, um Mitarbeitende, Betrieb und Besucher zu schützen. Zudem ist Roche in Penzberg ein großer biotechnologischer Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandort, daher spielt auch der Schutz von Know-how und Image des Unternehmens eine große Rolle. Das erreichen wir mit vielseitigen Maßnahmen, wie Risk-Assessment, also das Erstellen von Risikoanalysen und Sicherheitskonzepten. Im Rahmen des Bedrohungsmanagements stellen wir eine Anlaufstelle für Personen bereit, die von physischer oder psychischer Gewalt betroffen sind, um einen sicheren und angstfreien Arbeitsplatz zu gewährleisten. Die Untersuchung und Aufklärung von Straftaten gehören zu unseren Aufgaben, ebenso wie deren Verhütung. Für die Kriminalprävention und die Kriminalitätskontrolle ist die Site Security zusammen mit dem Werkschutz zuständig. Diese Zusammenarbeit erstreckt sich auch auf die Abteilung Compliance, um sämtlichen gesetzlichen Anforderungen, wie dem Hinweisgeberschutzgesetz, gerecht zu werden. Zu unseren Verantwortlichkeiten gehört zudem die Steuerung des externen Dienstleisters, unseres sogenannten Werkschutzes, sowie das Krisen- und Notfallmanagement, das von der Hauptabteilung „Security und Resilience“ koordiniert wird.
BVSW: Welche Themen deckt der Veranstaltungsschutz ab?
Marco Skolik: Der Veranstaltungsschutz arbeitet eng mit dem Eventmanagement zusammen. Eine der zentralen Aufgaben ist die Prüfung, ob eine Veranstaltung nach dem Bayerischen Straf- und Verordnungsgesetz anzeigepflichtig ist und ob eine behördliche Genehmigung eingeholt werden muss. Zudem wird entschieden, ob die Erstellung eines eigenen Sicherheitskonzepts erforderlich ist oder ob die standardmäßige Gefährdungsbeurteilung in Kombination mit dem Sicherheitskonzept des Werkgeländes ausreicht. Für die Planung und Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen bei Veranstaltungen greifen wir auf unser sogenanntes „Blaulichtnetzwerk“ zurück. Dazu gehören der Werkschutz, die Werkfeuerwehr, die Medizinischen Dienste mein Kollege aus dem Krisenmanagement. Bei Großveranstaltungen bilden wir eine gemeinsame Einsatzleitung, die dem Veranstaltungsleiter unterstellt ist.
BVSW: Wie gestaltete sich Ihr Weg zur aktuellen Aufgabe?
Marco Skolik: Ich bin damals nach meiner Berufsausbildung zum KFZ-Mechatroniker über meinen Nebenjob in einer Diskothek zur Sicherheit gekommen und habe schnell festgestellt, dass das Thema für mich eine Berufung ist. Eine zweite Berufsausbildung kam aufgrund meiner Lebenssituation nicht infrage, weshalb ich als Quereinsteiger im operativen Werkschutz beim Dienstleister anfing. Über die Zeit habe ich diverse Ausbildungen und Fortbildungen durchlaufen – bis hin zum Meister für Schutz und Sicherheit. Vor meinem Wechsel zu Roche im März 2024 war ich Leiter im Werkschutz und studierte in Hamburg berufsbegleitend Sicherheitsmanagement mit dem Abschluss Bachelor of Arts.
BVSW: Welche Eigenschaften und Qualifikationen brauchen Mitarbeiter im Veranstaltungsschutz?
Marco Skolik: Bei den Qualifikationen muss man unterscheiden, für welche Tätigkeit der Mitarbeiter eingesetzt wird. Für das Erstellen eines Sicherheitskonzepts sollte mindestens die Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit vorliegen, zusammen mit der nötigen Berufserfahrung. Alternativ ist ein Studium für Sicherheitsmanagement denkbar. Für Tätigkeiten als Parkplatzanweiser, ist die Unterrichtung nach §34a der Gewerbeordnung ausreichend. Für Führungsaufgaben, wie Abschnittsleiter und Einsatzleiter, sollte ein beruflicher Abschluss wie der zur geprüften Schutz- und Sicherheitskraft, vorliegen. Der Veranstaltungsleiter muss über ausreichend Erfahrung verfügen und sich regelmäßige fortbilden.
Wichtige Eigenschaften sind außerdem Kommunikationsfähigkeit, um Konflikte zu deeskalieren, Teamfähigkeit und eine gute Menschenkenntnis. Auch die Durchsetzungsfähigkeit bei Events ist sehr wichtig, ebenso wie gute Umgangsformen und ein gepflegtes Erscheinungsbild.
BVSW: Was ist für Sie das Besondere an Ihrer Arbeit?
Marco Skolik: Ich mag meinen Beruf, weil er sehr abwechslungsreich ist. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass wir einen sehr sicheren Arbeitsplatz haben. Außerdem kann ich direkt mit und für Menschen arbeiten. Ich trage dazu bei, dass alle Mitarbeitenden nach der Arbeit wieder gesund nach Hause gehen. Das ist für mich eine Erfüllung.
BVSW: Wie lässt sich Ihre Arbeit mit dem Privatleben vereinbaren?
Marco Skolik: In meiner aktuellen Position arbeite ich hauptsächlich tagsüber und bin hauptsächlich im Büro tätig. In der Rolle als Veranstaltungsleiter, kann ich auch mal nachts im Einsatz sein. Insgesamt ist meine Tätigkeit mit meiner Lebenssituation sehr gut vereinbar.
BVSW: Wie reagieren die Leute, wenn Sie von Ihrer Arbeit sprechen?
Marco Skolik: Viele Außenstehende können mit Unternehmenssicherheit nichts anfangen. Als ich einmal von meinem Studium erzählt habe, meinte jemand, dass ihm gar nicht klar gewesen sei, dass man als Türsteher studieren müsse. Das ist leider das Bild unseres Berufsstands in der Öffentlichkeit. Ich bin der Meinung, dass hier noch viel mehr für die Awareness getan werden muss, welche verantwortungsvollen, vielseitigen und spannenden Aufgaben die Unternehmenssicherheit bietet.
BVSW: Vielen Dank für das Gespräch.